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Travis Rice – das Interview auf hoher See

Ohne Travis Rice hätte es den Film „The Fourth Phase“ nicht gegeben. Wir haben Travis für ein Interview per Telefon auf einem Boot erwischt. Doch weder die schwankende See, instabile Mobilfunknetze oder Mark Landviks Clown-Einlagen, die immer wieder zu Lachattacken führten, konnten uns vom Kurs abbringen.

 

Travis Rice im Interview

Wie fühlt es sich an auf Tour zu sein und deinen Film zu präsentieren, nachdem du die letzten vier Jahre deine gesamte Energie und Zeit auf dieses Mammut-Projekt verwendet hast?

Travis Rice: Ein wenig schizophren, wenn ich ehrlich bin [lacht]. Nein, es fühlt sich gut an. Letzten Endes zeigen wir das Ergebnis eines Projektes, an dem so viele verschiedene Menschen  mitgearbeitet und ihr ganzes Herzblut hineingesteckt haben. Für mich ist es der gebührende Abschluss dieser Zeit und eine Möglichkeit, all die Leute zu feiern und zu würdigen, die bis zum Ende durchgehalten haben und dabeigeblieben sind.

Ohne sie wäre so ein Unterfangen nicht zu bewältigen gewesen. Ich denke, es war das  schwierigste und härteste Projekt, an dem jeder von uns jemals gearbeitet hat. Der beste Teil davon auf Tour zu sein, ist das Feedback, das wir von den Leuten bekommen. Wir haben mit „That’s it, that’s all“ und „The Art of Flight“ viele Fans auf der ganzen Welt gewonnen und sie mussten lange auf diesen Film warten. Es ist gut, sie zu treffen, sich mit ihnen zu unterhalten und ihnen endlich den neuen Film zeigen zu können.

Travis Rice
Travis Rice | Foto: Scott Serfas / Red Bull

 

The Fourth PhaseWas für eine Nachricht wollt ihr mit dem Film transportieren?

Travis Rice: Jeder, der den Film sieht, wird etwas anderes für sich mitnehmen, was zu einem großen Teil dem dokumentarischen Charakter des Films geschuldet ist. Für uns war es die Möglichkeit, uns Zeit zu nehmen und zu zeigen, wie wir vorgehen, wie wir arbeiten und was alles zu solchen Expeditionen dazugehört. Der Film selbst ist, wenn man so will, eine Liebeserklärung an das Wasser und den Kreislauf des Nordpazifiks. Die Idee, mit der wir vor vier Jahren losgezogen sind, hat sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt. Den Titel – The Fourth Phase – haben wir aus den Arbeiten von Dr. Gerald Pollack übernommen, der unglaublich spannende und wichtige Forschungen zum Thema Wasser betreibt und die These aufgestellt hat, dass Wasser einen vierten Aggregatzustand besitzt.

Travis Rice “The fourth phase” | Powderparadies Japan

Ich will gar nicht so weit gehen und auf diese wissenschaftlichen Aspekte näher eingehen, denn in unserem Falle kann man das einfach als Metapher verstehen. Eine simple Sache wie Wasser, die wir für selbstverständlich halten, hat einen so immensen Einfluss auf unser Leben und es steckt viel mehr dahinter, als wir auch nur annähernd begreifen können.

Jackson Hole, WY - Trick FS720° | Foto: Scott Serfas / Red Bull
Jackson Hole, WY – Trick FS720° | Foto: Scott Serfas / Red Bull

 

The Fourth PhaseBei „That ’s it, that ’s all“ und „The Art of Flight“ gab es einige kritische Stimmen, die euch vorwarfen, eine Art Anbiederung an das Massenpublikum betrieben zu haben. Für wen ist „The Fourth Phase“ gemacht?

Travis Rice: Zunächst einmal ist es wichtig zu wissen, dass dieser Film ganz anders ist als ein traditioneller Snowboard-Film, wie man ihn kennt und oft gesehen hat. Er geht über die reine Action hinaus und erzählt eine Geschichte, die nicht nur uns als Snowboarder betrifft, sondern im Grunde genommen jeden Menschen.

Travis Rice The fourth phase | Alaska: The Reciprocal Loop

Die Basis dieser Story ist jedoch die gleiche wie bei anderen Snowboard-Filmen: Wir gehen mit unseren Brettern hinaus in die Welt, um die perfekte Line, den perfekten Kicker, den perfekten Turn zu suchen. Das macht einen großen Teil unseres eigenen Anspruchs an den Film aus.

Travis Rice in Jackson Hole
Diese Line ist zweifellos eines der Big Mountain-Highlights im Jackson Hole-Part. Travis lässt bei diesem imposanten Ritt
erkennen, dass er sich als Local in Jackson Hole bestens auskennt

Wir wollen Snowboarden zeigen. Auch den Leuten, die noch nicht viel damit anfangen können oder eine Idee davon haben, wie viel Spaß das Ganze macht und was alles dazu gehört. Denn glücklicherweise ist es noch nicht so wie etwa im Surfen, dass du genervt bist, wenn immer mehr Leute an deinem Break auftauchen und das Line-up verstopfen. Beim Snowboarden gibt es noch genug Platz für jeden. Das ist das Schöne an der Sache, und es macht immer noch so viel Spaß wie zu Beginn, diesen Lifestyle nach außen zu tragen.

 

The Fourth PhaseWarst du nervös, wie die Reaktion der Leute ausfallen würde, als ihr den Film in L.A. zum ersten Mal gezeigt habt?

Travis Rice: Der Film ist sehr persönlich geworden und trägt viele Emotionen in sich. Nachdem wir „The Art of Flight“ fertiggestellt hatten und uns mit neuen Ideen beschäftigten, war klar, dass wir kein „The Art of Flight 2“ machen wollten. Aber ja, ich war nervös.

Travis Rice Crash-Edits  aus “The fourth phase”

Ich bin heute zufrieden und glücklich damit, wie der Film geworden ist, aber ich habe eine Zeit lang gebraucht, ihn zu akzeptieren. Ehrlich gesagt war ich überwältigt von den vielen, vielen positiven Rückmeldungen, denn ich hatte weitaus mehr Kritik erwartet. Du kannst es bei einem Projekt wie diesem beileibe nicht jedem recht machen und Kritik ist ein wichtiger Bestandteil des ganzen Prozesses. Aber gerade aufgrund der Tatsache, dass der Film so persönlich geworden ist, war ich angespannter als bei den vorherigen Filmen. Umso dankbarer bin ich, wie gut er bei der überwiegenden Mehrheit der Leute angekommen ist.

travis-rice-the-fourth-phase-3

The Fourth PhaseFindest du für jedes Jahr der Produktion ein Gefühl, das deinen Gemütszustand in dem Jahr am besten beschreibt?

Travis Rice: [Überlegt eine Weile] Für das erste Jahr steht „Optimismus“, für das zweite „Erfüllung“. Das dritte Jahr war, denke ich, geprägt von „Akzeptanz“ und das vierte von „Zulassen“.

Wirst du dich jetzt zurücklehnen, bist du mit deinem Vermächtnis im Snowboarden zufrieden oder arbeitest du schon wieder an neuen Ideen?

Travis Rice: In meinem Kopf rattert es immer und neue Ideen kommen ständig dazu [lacht], aber ich werde nicht sofort mit einem neuen Filmprojekt starten. Zunächst werde ich meine Energie und Zeit darauf verwenden, einen guten Winter zu haben und jenen Freunden zu helfen, die mir bei meinen Projekten unter die Arme gegriffen haben.

Darüber hinaus möchte ich  unbedingt den Supernatural-Contest zurückbringen. Dieses Contest-Format liegt mir sehr am Herzen und ich werde mir ausführlich Gedanken darüber machen, wie, wo und wann ich ihn zurückbringen kann.

The Fourth Phase Teaser

„The Fourth Phase“ ist kein traditioneller Snowboard-Film. Es ist kein Team-Movie, kein Indie-Projekt, kein reiner Dokumentarfilm. Wo ordnest du ihn selbst ein?

Travis Rice: Das ist eine gute Frage. Letztendlich ist es ein Mix aus verschiedenen Filmarten. Wir haben einige Elemente aus unseren vorherigen Filmen eingestreut, ein paar Elemente eines klassischen Snowboard-Films und einige Parts einer Dokumentation. Wenn ich ehrlich bin, kann ich den Film nicht genau definieren. Er ist was er ist. Eine Repräsentation des großen Abenteuers, das wir in den vergangenen Jahren erlebt haben. Aber gerade das macht ihn in meinen Augen zu einem Film, der für jeden etwas bereithält und zugänglich macht.

 

Fotograf Scott Serfas / Red Bull

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