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Interview: Mario Käppeli

Es gibt nur wenige, die gleichermaßen für Erfolg und Niederlage stehen wie der Schweizer Mario Käppeli. Ein Gespräch über die Höhen- und Tiefenlagen des Mario Käppeli und wo er seine Zukunft sieht.

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  • Alter: 29
  • Wohnort: Innsbruck
  • Lieblingstrick: Backside 180°
  • Find ich gut: Keine Deutschen am Berg! 😉
  • Find ich gar nicht gut: Leute, die ihren Müll am Berg liegen lassen.
  • Lebensmotto: I rather fail at something I love than be successful in something I hate.
  • Instagram: @mariokaeppeli
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Der in Innsbruck lebende Pro startete seine Karriere mit einem Weltmeistertitel, wurde ins Forum-Team aufgenommen und verkörperte das Pro-Dasein in all seinen Facetten par excellence. Doch Forum wurde eingestellt, genau wie er auch die meisten seiner anderen Sponsoren überlebte. Zu den Problemen mit den Arbeitgebern gesellten sich noch jede Menge heftige Verletzungen, was in Summe schon öfters dazu führte, dass man nicht mehr an ein Comeback von Mario glauben wollte. Doch Wille kann ja bekanntlich Berge versetzen bzw. haben die Berge im Falle des Amplid-Fahrers den Willen gestärkt weiterzumachen.

Du bist 2006 Junioren Big Air-Weltmeister geworden. Danach konntest du noch einige Erfolge verbuchen, bist aber oft von Verletzungen und Sponsoren-Problemen zurückgeworfen worden. Was treibt dich nach wie vor an, dass du nicht vom professionellen Snowboarden die Schnauze voll hast?
In der Tat hatte ich echt oft Pech. Sponsoren wie Planet Earth, Santa Cruz, Völkl oder Forum Snowboards, für die ich gefahren bin, sind Pleite gegangen. Generell ist es in den letzten Jahren viel schwieriger geworden, sich durch Snowboarden zu finanzieren. Und ja, ich habe mir drei Mal die Kreuzbänder gerissen, zwei Mal das Handgelenk und die Schulter zerstört und jetzt eben den Meniskus. Ehrlicherweise war es auch nicht immer einfach für mich, mich wieder zu motivieren. Ich hasse Fitnessstudios, aber am Ende hat immer der Wunsch gesiegt, dass ich wieder in die Berge zum Shredden kann.

Deine Laufbahn begann als Park-Kid, gefolgt von Trash-Attitüde. Heute trifft man dich fast ausschließlich im Backcountry an. Was ist der Grund für diesen Sinneswandel?
Es liegt einfach nahe, dass man im Park an seinen Skills arbeitet und neue Tricks lernt. Auch das Pipefahren war für mich echt wichtig, da richtiges Transition- Fahren extrem dabei hilft ein gutes Boardgefühl zu entwickeln. Und klar, ich war jung und on fire was das Partymachen angeht. Die Zeit von Ethan vs Mario war cool und hat mega Spaß gemacht, allerdings habe ich irgendwann aufgehört Alkohol zu trinken, da es teilweise echt out of control war. Im Backcountry habe ich meinen Frieden gefunden und die Faszination für die Berge neu entdeckt. Seitdem bin ich fast jeden Tag in den Bergen, egal, ob im Winter oder Sommer.

[vc_video link=”https://vimeo.com/54193842″ title=”Ethan vs. Mario – Paintball”]

Was genau fasziniert dich so an den Alpen?
Neben der generellen magischen Anziehungskraft, welche die Berge auf mich haben, ist es die Vielfältigkeit der Landschaft, die man auf so engem Raum erleben kann. Ich bin super gerne hier in den Tiroler Bergen unterwegs, die ich sehr gut kenne, aber es gibt so viele unterschiedliche Terrains, wenn ich an die Dolomiten, das Wallis oder die Mount Blanc-Region denke, die alle ihren ganz eigenen Reiz besitzen.

Als du noch für Forum als Fahrer unterwegs warst, hast du viel Zeit in Nordamerika zum Filmen verbracht. Was unterscheidet deiner Meinung nach die Alpen von den Bergen Nordamerikas?
Die Zeit mit Forum in Nordamerika war mega sick!! Ich konnte viel Erfahrung sammeln, da ich die meiste Zeit mit Andreas Wiig, Pat Moore und Jake Welch unterwegs war! Allerdings mussten sie etwas Geduld mit mir haben, da ich das erste Mal mit dem Sled im Backcountry unterwegs war [lacht]. Die unberührte Weite der Berge dort ist atemberaubend, aber mit dem Sled kannst du diese unglaublichen Distanzen auch gut meistern. Hier in den Alpen hast du halt hinter jedem Berg ein erschlossenes Tal, was mir persönlich weniger gefällt. Trotzdem haben die Alpen für mich ein großes Plus gegenüber den Bergen in den States. Es ist alles nah beieinander und du kannst mit deinem Splitboard schnell unglaubliches Terrain erreichen und fahren.

[vc_video link=”https://www.youtube.com/watch?v=foIspA7OSCI” title=”#FORUM – Trailer (2012)”]

Das richtige Lesen des Geländes und der verantwortungsbewusste Umgang mit den Gefahren im ungesicherten Gelände lassen das Freeriden zu einer komplexen Angelegenheit werden. Wie bereitest du dich auf einen Tag im Backcountry vor?
Wir checken natürlich das Wetter, Wind und die Schneegegebenheiten am Vortag und planen erst danach, wohin wir gehen. Das Kartenlesen hilft zudem extrem, wenn wir neues Terrain erkunden! Aber sowohl Wetter als auch die Lawinengefahr können sich über Nacht schlagartig ändern, weshalb wir eigentlich permanent die Bedingungen beobachten. Jeder in der Crew ist auch mit LVS, Sonde, Schaufel, ABS und Erstehilfe-Set ausgestattet. Am Ende ist es auch extrem wichtig, dass man sich in der Gruppe gut abspricht und der Erfahrenste den Lead übernimmt.

Splitboarden und Freeriden liegen im Trend, aber nicht alle, die dieser Boom ins Backcountry lockt, verfügen auch über das Know-how und die Erfahrung, um sich sicher im offenen Gelände zu bewegen. Welchen Tipp hast du für Leute, die keine Backcountry-Erfahrung besitzen, aber trotzdem gerne das Gelände entdecken möchten?
Es ist leider wahr, dass im Backcountry viele Tourenskier unterwegs sind, die keinen Plan haben und auch nicht sicher den Berg hinunterfahren können. Ein Sturz beispielsweise erhöht den Druck auf die Schneedecke massiv und kann zur Auslösung einer Lawine führen. Ich rate allen einen Lawinenkurs zu besuchen und sich im Anschluss intensiv mit ihrem LVS-Gerät zu beschäftigen. Zudem empfehle ich das Lesen von Fachlektüre, um ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, was einen da draußen erwartet.

Du hast im vergangenen Sommer deine Ausbildung als Bergwanderführer abgeschlossen. Stehen die Themen der Ausbildung nicht im Widerspruch zu dem, was du im Winter beim Freeriden aktiv betreibst?
Das stimmt und ich möchte irgendwann auch noch den Bergführer obendrauf setzten. Klar, es ist gefährlich was wir machen, aber wir haben auch jahrelange Erfahrung gesammelt und können somit die Gefahren besser einschätzen und mit ihnen umgehen. Das heißt aber nicht, dass wir uns überall bedingungslos hinunterstürzen, denn wir überlegen und planen jeden Run genau und besprechen uns bevor es losgeht.

Seitdem du den Titel des Wanderführer hast, trägst du die Verantwortung am Berg für dich und die Leute mit denen du unterwegs bist, egal, ob beruflich oder in der Freizeit. Wie gehst du mit dieser neuen Verantwortung um?
Ich fühle mich schon oft verantwortlich für die Crew, da es auch meistens ich bin, der das Gebiet oder die Tour kennt und generell schon viel Erfahrung sammeln konnte. Deshalb ist eine gute Kommunikation und verantwortungsbewusstes Verhalten extrem wichtig für mich, wenn wir als Crew losgehen.

Wirst du nach deiner aktiven Zeit als Fahrer die Touren zu den ganzen Spots der Film- und Fotoproduktionen als Guide für andere anbieten?
Ha ha, ganz sicherlich nicht. Es gibt genug andere schöne Touren, die man als Bergführer anbieten kann.

Du könntest immerhin unendlich viele Geschichten zu den einzelnen Kicker-Spots, Lines etc. erzählen und dir so einen echten USP als Infotainment-Bergguide verschaffen.
[lacht] Klingt eigentlich echt nicht schlecht. Vielleicht denke ich über diesen Ansatz nochmal nach.

Wie eingangs schon festgestellt, bist du schon ziemlich lange als Fahrer im Geschäft. Was ist die größte Lektion aus dieser bewegten Zeit?
Ich habe in der Zeit mit Forum in Whistler sehr viel Erfahrung gesammelt und konnte dort viel für mich mitnehmen. Aber auch in der Bergwanderführer-Ausbildung habe ich sehr viel über Wetter, erste Hilfe am Berg, Lawinen usw. gelernt. Schlussendlich ist es aber die Selbsterfahrung, die ich tagtäglich sammle, wenn ich in den Bergen unterwegs bin, die mich immer sicherer werden lässt. Ich habe Lawinen, Abstürze und Verletzungen miterlebt und konnte aus diesen Fehlern am meisten lernen, was aber nicht heißen soll, dass sich jetzt jeder in eine Lawine schmeißen soll, denn ich hatte letztlich auch immer Glück, dass ich wieder auf die Beine gekommen bin.

[vc_video link=”https://www.youtube.com/watch?v=CSfCZQc1ciY” title=”Chasing summits – Episode 3″]

Was sind deine Wünsche, die du als aktiver Fahrer noch erreichen möchtest und wo liegen deine Prioritäten für diesen Winter?
Ich will mehr Freeriden mit alpinem Bergsteigen verbinden. Also Touren in Angriff nehmen, bei denen Abseilen, Klettern und Gletscherüberquerungen dazugehören.

Danke für deine Zeit, Mario!

Aus: Prime Snowboarding Magazine #14

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