Jemand, dessen Insta-Videos so beliebt sind, muss eine Menge Zeit am Telefon verbringen, oder? Wir wollten es wissen und haben Arthur Longo zum Interview gebeten.
Zeitloser Style, Charme, Humor und eine große Vorliebe für Sidehits: Arthur Longo gehört zu jener Sorte Snowboard-Pro, der nicht tagtäglich in eurem News-Feed auftaucht, aber wenn, dann mit etwas, was die Vorfreude auf den nächsten Trip in den Schnee mächtig anheizt. Snowboarden lässt sich nicht einschränken oder in eine Ecke drängen und genau das verkörpert der sympathische Franzose mit seiner Art zu fahren.
Mal ganz ehrlich: Wie viel Zeit verbringst du pro Tag auf Instagram und ähnlichen Plattformen?
Keine Ahnung, wahrscheinlich mehr als notwendig. Ich hasse mich jedes Mal dafür, wenn ich eigentlich das Telefon dafür in die Hand nehme, um kurz etwas nachzuschauen und mich dann dabei erwische, wie ich wie blöde durch meinen News-Feed scrolle. Oder wenn ich länger als nötig auf der Toilette sitzen bleibe! Es scheint echt schwer zu sein, diese multifunktionalen Telefone mit all ihren Vorteilen und Möglichkeiten tatsächlich “smart” zu benutzen.
Du hast am eigenen Leib erlebt, wie Social Media in kürzester Zeit zu einem enorm wichtigen Faktor geworden ist, besonders für professionelle Fahrer. Was waren dabei für dich die drastischsten Veränderungen?
Die Dynamik hat sich auf jeden Fall verändert, viel mehr Dinge sind mittlerweile ständig und immer verfügbar. Das war vor Social Media und dem Internet natürlich ganz anders. Wir hatten nur ein paar VHS und später DVDs unserer Lieblingsfilme und die Magazine als gedruckte Ausgaben. Der Prozess, etwas zu veröffentlichen, war viel länger und wahrscheinlich hatten die Leute dadurch auch mehr Zeit, ihren Projekten den letzten Feinschliff zu verpassen und sie zu perfektionieren. Es scheint, als wären wir damals weniger fähig zum Multitasking gewesen als heute. Heute erscheint ständig und immer irgendwo etwas Neues. Das pusht sicher das Level, aber auf der anderen Seite nimmt es jedem Projekt auch das besondere Etwas.
Für dich als Pro gibt es aber auch eine ganze Menge Vorteile, oder nicht?
Es gibt sicher viele Leute, die einem folgen und interessiert sind, was man so treibt, sich aber ohne Social Media nicht die Zeit nehmen würden, in Special-Interest-Medien zu stöbern. Für mich ist das nicht anders, ich nutze es als Tool, um mit Szenen in Verbindung zu bleiben, in die ich nicht völlig eintauche. Ich checke nicht täglich die Surf-Websites, aber ich bin gestoked, wenn ein wenig Surfing in meinen Feeds auftaucht. Auf diese Weise wird das alles globaler. Aber ist das wirklich besser? Ich bin mir da nicht so sicher. Ist es besser, eine kleinere Szene mit leidenschaftlichen Leuten zu haben? Egal, es ist wie es ist, ich bin wahrscheinlich einfach nur ein wenig old school … [lacht]
Versuchst du selbst so viel Output wie möglich zu generieren, auch um deine Sponsoren zufriedenzustellen?
Ich halte es dabei wie mit allem was ich tue: Wenn ich in der richtigen Stimmung bin, stoked es mich und es passiert ganz natürlich. Die Motivation dafür kommt und geht. Wenn ich einen Post erzwingen muss, fühlt es sich furchtbar an. Du solltest bei alldem immer noch du selbst bleiben. Ich erinnere mich noch daran, als das alles angefangen hat und es super lame war, etwas über dich selbst zu veröffentlichen. Ich konnte mich nicht dazu zwingen, aber heute ist es normal und von allen akzeptiert. Für mich ist es nach wie vor ein Öffentlichkeits-Tool, daher teile ich gerne mein Snowboarden, aber allzu persönlich möchte ich nicht werden. Und ja, für die Sponsoren ist es ein sehr wichtiger Part geworden, wobei einige mehr entspannt geblieben sind als andere.
Nerven dich die vielen VLogs, Insta-Videos, Facebook-Storys etc. die tagtäglich durch deinen News-Feed gespült werden?
Diese Plattformen sind nicht der Ort, an dem Meisterwerke veröffentlicht werden, ich glaube, da sind wir uns alle einig. Trotzdem sehe ich immer wieder echt coole Dinge, die wahrscheinlich für andere Medien nicht geeignet wären. Ich denke, wir sollten das alles einfach als eine Möglichkeit für die Menschen sehen, ihrer Stimme Gehör zu verschaffen und ihre Meinung zu veröffentlichen. Nicht mehr und nicht weniger.
Mit “Sidehit Euphoria” sind Olivier Gittler und du auf jeden Fall für viele dieser kleinen Schmuckstücke verantwortlich. Wie hat das alles angefangen?
Es ist ein Mix aus dem, was ich am liebsten fahre und Inspiration aus dem Skaten und Surfen. Für mich fühlt es sich natürlicher an, Hits auf und an den Pisten zu finden, als den ganzen Tag durch den Park zu fahren. Ich war begeistert, eine Möglichkeit gefunden zu haben, diese Seite meines Snowboardens zu dokumentieren.
Olivier Gittlers Talent für Musik und Schnitt haben mit Sicherheit auch einiges zum Erfolg eurer Videos beigetragen. Wie habt ihr euch kennengelernt?
Stimmt, Oli hat wirklich ein gutes Gespür dafür. Wir kennen uns, seit seine Familie aus den USA nach Frankreich gekommen ist. Oli war damals acht Jahre alt. Er fing in Les Deux Alpes an zu Snowboarden, ich wuchs dort auf und seitdem haben sich unsere Wege nicht mehr getrennt. Er ist derjenige, mit dem ich am meisten in meinem Leben gelacht habe, wir sind einfach auf dem gleichen Level. Durch Snowboarden können wir im Moment noch mehr Zeit zusammen verbringen, das ist verdammt cool.
Sidehits stehen bei den meisten von uns hoch im Kurs, auch wenn wir sie nicht so gut fahren wie du! Was macht dir daran so viel Spaß?
Ich mag es, dass man fahren muss, um sie zu finden. Ich mag es, dass die guten Sidehits nicht immer die offensichtlichsten sind. Es ist cool, die Pisten entlang zu carven und Runden durch den Park zu fahren, aber nur das alleine wäre mir zu langweilig. Sidehits füllen die Lücken, sie erhöhen den Spaßfaktor durchs Gebiet zu fahren um ein Vielfaches. Mir macht es auch extrem viel Spaß, mich aus wirklich kleinen Hits herauszukatapultieren, bin immer auf der Suche nach der nächsten Transition, Transfer oder Gap. Außerdem ist es cool, mir von anderen Locals die Sidehits ihres Resorts zeigen zu lassen und ihren Lines zu folgen. Etwas anders zu fahren als es eigentlich gedacht ist, ist ein gutes Gefühl.
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Woran liegt es, dass eure Clips so gut ankommen?
Ich denke, die meisten Snowboarder verbringen einen großen Teil ihrer Zeit auf dem Berg mit genau dieser Art des Fahrens und lieben es. Und bisher haben wir uns nie die Zeit genommen, diese Seite zu zeigen und in Videos einzubinden. Es gibt in den Resorts so viele Optionen, mehr als man zunächst denkt und das zu sehen scheint den Leuten sehr zu gefallen.
Lange hatte es so ausgesehen, dass Fahrer nur dadurch Aufmerksamkeit bekommen konnten, wenn sie sich möglichst heftige Spots vornahmen. Das hat sich geändert, bei den Leuten kommen Clips mit nachvollziehbarer Action wirklich gut an. Sind wir übersättigt vom Höher-Weiter-Schneller?
Wahrscheinlich, ja. Es gab auf jeden Fall eine Zeit, in der Snowboarder immer darauf aus waren, die größtmöglichen Spots zu fahren. Das hat sich verändert, nicht nur im Backcountry und in den Parks, auch beim Street Snowboarden. Jetzt geht es nicht mehr nur darum, die größten Triple Kinks zu fahren. Was mir am Snowboarden so gefällt, ist die Vermischung so vieler unterschiedlicher Ansätze und Arten des Fahrens. Ich bin froh, dass Snowboarden nicht stehengeblieben ist und sich auf eine bestimmte Sache eingeschossen hat.
- Boards: 156, 157, 159, 160
- Boot: 9 (US)
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- Geboren am: 21.07.1988
- Lebt in: Les Deux Alpes
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